Ich wache um 6.20 Uhr auf und schaue aus schlechter Gewohnheit auf mein Handy. Eine 20min alte Nachricht vom Ex: es tut ihm leid, er ist krank. Ich bleibe liegen, schlafen kann ich nicht mehr, aber irgendwann höre ich, dass das Kind aufsteht. Weil ich weiß, dass sie noch was in der Küche zu tun hat, beeil ich mich nicht mit dem Aufstehen. Schlafe doch noch mal ein. Um 9.20 Uhr werd ich wieder wach. Sie hat Muffins mit Zitronencreme selbst gebacken und Bilder gemalt. Ich drücke sie ganz fest und sage ihr, dass Papa nicht kommt. „Was machen wir dann?“ „Wir können zu Oma fahren oder ins Kino gehen“ „Oma“. Also rufen wir bei den Eltern an. Ich sage meiner Mutter: „Ich hab aber nichts für dich, weil ich ja weiß wie wichtig dir dieser Tag ist“ Wir lachen beide. Mir fällt ein, dass das Kind noch Hausaufgaben hat, außerdem müssen die Haare gemacht werden. Sie ist nicht begeistert aber beides wird erledigt bevor wir losfahren. Ich frage sie ob sie über Papa sprechen will. Nein. Wir nehmen den Zug und verbringen einen gemütlichen Tag bei meinen Eltern mit Essen & Kuchen & auf dem Sofa gammeln. Im Radio haben sie gesagt es ist Muttertag.
Heute morgen wollte ich zum Sport gehen, stattdessen machte ich meinem Frust über das Schulsytsem auf Twitter Luft (dachte ich zumindest) bis es zu spät war noch loszugehen. Die Antworten, die ich bekam machten mich, obwohl sie gut gemeint waren, noch wütender. Jetzt habe ich schlechte Laune und deshalb wird es Zeit für diesen Text:
Es ist still geworden hier, ich weiß. Seit Anfang des Jahres haben sich meine Prioritäten verschoben. Ich tue das, wovon ich hier schon öfter geträumt habe. Energien umverteilen. und ich habe ein neues Mantra: alles wird gut. ich will es nicht positives Denken nennen, dazu ist es zu realistisch (haha) aber irgendwas hat neulich Klick gemacht. Ich will nicht mehr wütend sein. oder frustriert. Natürlich bin ich es trotzdem immer mal wieder. Aber ich lasse mich dadurch nicht mehr so blockieren.
Meine Strategie geht so: Mehr Zeit in die schönen Dinge investieren, dann bleibt auch mehr Kraft für die alltäglichen Kämpfe. (und oh ja, die gibt es weiterhin zur Genüge.)
Raus aus dem Internet. Dinge, die ich beinahe schon aufgegeben hatte wieder entdecken.
Bewusster wahrnehmen wann es mir schlecht geht, es annehmen und dann aktiv was dagegen tun. Fenster auf, Musik an, raus gehen. Wenn Menschen nicht zu mir kommen, gehe ich eben zu den Menschen. Wenn ich nicht raus kann: telefonieren anstatt chatten. Scheint belanglos hat aber für mich einen riesen Unterschied in der Wirkung. Hilfe einfordern anstatt auf sie zu warten. Das Potential von Freund_innenschaften nutzen. Gerne überrascht sein wie gut es klappt. und es dann genießen. die Sonne scheint. Es war ein langer Weg. jetzt mach ich erstmal Pause. <3
Während ich an meiner Bachelorarbeit zu nicht-normativen Kinderbüchern sitze und die Zeit langsam knapp wird, erschienen in den letzten Tagen einige gute Texte/ Videos/ Listen zu eben diesem Thema, die ich hier kurz teilen möchte:
WALTER DEAN MYERS fragt in der New York Times: Where are the people of color in chilrdren’s books und auch sein Sohn CHRISTOPHER MYERS greift das Thema auf. Grund ist eine neu erschienene Studie aus den USA des Cooperative Children’s Book Center at the University of Wisconsin, laut der es im Jahr 2013 in nur 93 von 3200 veröffentlichten Kinderbüchern um Schwarze Menschen ging. Unter dem Hashtag #colormyshelf gibt es ebenfalls einige interessante Gedanken zu lesen. Ich vermute, dass die Zahlen im deutschsprachigen Raum noch schlimmer sind, allerdings habe ich bis jetzt dazu keinerlei Daten gefunden. Ich habe zuletzt bei umstandslos einen Text zu einem rassistischen Bibi Blocksberg Buch geschrieben und die Heinrich Böll Stiftung hat ein schönes Dossier zum Thema vorurteilsbewusste Kinderbücher veröffentlicht: Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt! Vorurteilsbewusste Kinderliteratur jenseits hegemonialer Weltbilder. inkl. einer Literaturliste von Gladt e.V.
Außerdem gibt es momentan in der Mediathek des Disney Channels die Serie Doc McStuffins zum Nachgucken: Doc McStuffins ist ein Schwarzes Mädchen* deren Mutter (!) Ärztin ist und die, weil sie selbst auch Ärztin sein möchte, ihren Spielzeugen bei allen möglichen Problemen hilft.
Wenn jetzt noch Verlage, bzw, Medien aller Art, die Kritik positiv umsetzen und mehr Kinder of Colour zu Wort kommen, wird ja vielleicht sogar alles gut…. Ich schreibe derweil weiter an meiner Arbeit.

„Well, when I was nine years old, Star Trek came on, I looked at it and I went screaming through the house, ‚Come here, mum, everybody, come quick, come quick, there’s a black lady on television and she ain’t no maid!‘ I knew right then and there I could be anything I wanted to be.” — Whoopi Goldberg, Quelle: t-funster.tumblr.com