Ich wollte im zweiten Teil etwas schreiben über double-parent sein und „wie wäre es wenn wir Mütter am Sonntag alle mal plötzlich mit Bollerwagen in die Pampa ziehen würden“, außerdem noch ein bißchen über Väter ranten, irgendwas über meine Oma, die 5 Söhne großgezogen hat und vielleicht auch kurz erzählen wie beschissen mein Nachmittag war, was das mit allein sein zu tun hat und wie cool mein Kind ist. Da ich aber zum Glück tolle Menschen kenne, die genauso tolle Texte schreiben, kann ich mir das heute alles sparen, stelle hier mal das Umleitungsschild auf *plopp* und schicke euch rüber zu Sich mit Worten bevorraten. Die hat eigentlich alles gesagt was es zu sagen gibt und ist eh arschcool. *streckt die Faust in die Luft* „Solidarity is our weapon“ und so… Schönen 12. Mai!
Ich weiß, ich weiß, ich bin einen Tag zu früh dran, stört mich aber nicht. Ich bin auch nur kurz hier um zu sagen: Ich finde Vatertag scheiße.
Bei uns zuhause wurde das nie wirklich gefeiert. Mein Vater besteht darauf, dass es Himmelfahrt ist, obwohl er mit Religion(en) und Kirche eigentlich nichts am Hut hat. Er ist und war auch nie jemand, der mit anderen loszieht. Überhaupt sind meine Eltern, keine die auf Geschenke bestehen. Wenn sie sagen sie wünschen sich nichts, meinen sie das auch so. Ich finde das gut. Seit mein Kind etwas älter ist, ist sind diese ganzen Tage aber Thema, werden ja auch überall propagiert (wenn ich es mal so nennen darf), also auch der Vatertag. Sie spricht in letzter Zeit öfter davon und überhaupt von ihrem Vater. Hat ihn neulich angerufen, war jetzt nach über 3 Monaten auch mal wieder bei ihm und total happy.… Im Gegensatz zu mir. Neulich erzählte sie mir von ihrer Freundin, dass die ihren Vater nicht leiden kann. Aus Gründen, die meine eigentlich auch hätte, aber das kann ich ihr nicht sagen. Sie muss das selbst rausfinden oder eben nicht. Wenn sie irgendwann mal wissen will was passiert ist, werde ich es ihr erzählen, aber soweit ist es noch nicht. Ist auch ok so. Sie muss das noch nicht wissen und wenn ich ehrlich bin, will ich auch nicht diejenige sein, die ihr ihren Vater schlecht redet. Das soll er selbst machen. Allerdings verteidige oder entschuldige ich ihn auch nicht mehr bei ihr…. Die Scherben aufsammeln allerdings, das muss ich. Beispiel? Heute war sie wieder mit ihm verabredet, vor einer Stunde hat er abgesagt. Immerhin sagt er inzwischen ab und wenigstens hat er diesmal einen Grund genannt, den ich vielleicht sogar noch glaube. Trotzdem muss ich, nicht er, nachher das Kind abholen und ihr sagen, dass ihr Vater nicht kommt und ich, nicht er, werde die Tränen sehen (Tränen die mir selbst gerade in die Augen steigen) und ich, nicht er, stehe vor der Entscheidung ob ich ihr ein Ausgleichsprogramm biete und damit seine Fehler ausbade. Also ja, Vatertag hat für mich einen bitteren Geschmack.
Aber selbst wenn es nicht so wäre, sehe ich, egal wo ich hinschaue, keinen Grund die Väter zu feiern. Auch die neuen Väter nicht. Es gibt keine Kekse (oder Bier, im Gedanken, an die Saufgelage die zur Feier des Tages stattfinden) für Arbeit (und ja, mit Kindern leben ist auch Arbeit), die eigentlich selbstverständlich sein sollte und in den meisten Fällen trotzdem nicht erledigt wird. Bekommen wir Mütter doch auch nicht. Im Gegenteil, wir werden zu schlechten Menschen, wenn wir es wagen die Arbeit zu verweigern oder auszulagern… meh, mir reicht’s… mir fallen zwar noch jede Menge andere Gründe ein, warum Vatertag scheiße ist (kommerzielles/ kapitalistisches Trara, heteronormativer Mist etc.) aber zu viel Raum wollen wir den Männern hier ja nun auch wieder nicht geben. In diesem Sinne: Schönen 9. Mai 2013!
Vor ein paar Tagen war es wieder soweit (nicht, dass mir das jetzt ständig passiert aber na, ja ..das erste mal war es auch nicht): Kind und ich steigen in die Bahn ein, attraktiver dude (ja mal wieder ein dude, festgefahrene Gewohnheiten olé) ebenfalls. Kind setzt sich (natürlich) in die unmittelbare Nähe von dude & besteht darauf, dass ich mich ebenfalls hinsetzte, ich krieg schon wieder nen heißen Kopp, Dude guckt interessiert (glaub ich), ich lächle (glaub ich), Kind quatscht mir ein Ohr ab, ich schiele immer mal wieder zum dude, er zum Kind, dann in seine Zettelwirtschaft, die er aus der Tasche kramt, wir steigen aus. Vorbei. Komisch.
Flirten mit Kind? Ziemliche Herausforderung (dabei kann ich das ja so schon nicht!!!einself) und irgendwie auch Tabu… oder tabuisiert? also ..darf mensch das? find ich das gut? kann ich das dem Kind erklären? Wie findet sie das? Was vermittelt ihr das? ist es vielleicht sogar (und jetzt hole ich ganz weit aus) pädagogisch wertvoll (*räusper*) weil es den Unterschied zwischen Belästigung und einvernehmlichem Flirten klar macht? und vielleicht auch ein Gegenakt zu dem heteronormativem Gedöns, was sonst überall so präsent ist? Kann ich das überhaupt oder falle ich da genauso in die typischen Rollenklischees? Während ich schreibe merke ich wie ich mit mir selbst kämpfe: sexuell aktive Frau sein vs. klassische Mutterrolle. Eigentlich ist ja zwischenmenschliche/ non verbale Kommunikation das normalste der Welt oder steckt im Flirt schon zu viel Sex? Der Begriff slut shaming blinkt in meinem Kopf rot auf … Interpretiere ich da gerade zu viel ins Flirten an sich? Ist ja nun wirklich nicht so als würde ein Flirt immer auf irgendwas hinauslaufen. Manchmal ist ein Flirt ja eben nur das.
Unfff. Ich weiß nicht.
Letzten Endes läuft es wohl einfach wieder auf die Frage hinaus (und darum beschäftigt mich das ganze vermutlich auch so) wen ich wie schnell und wie weit in mein Leben und vor allem in das des Kindes lasse(n will) und inwiefern ich das tue wenn ich im Beisein des Kindes flirte… oder geht es dabei auch darum wie ehrlich ich dem Kind gegenüber sein will? Welche Emotionen ich Preis geben will und welche nicht . Was davon belastet sie, bzw. schadet ihr, eventuell mehr als es ihr nützt? Schließlich ist sie nicht eine meiner Freund_innen sondern mein Kind und nicht sie soll für mich da sein sondern ich für sie.