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ohne väter

ohne Väter: Kapitel 9 – Anna

3. März 2016 by frau naijn 1 Kommentar

Stell dich bitte kurz vor:
Ich bin 30 Jahre alt und habe einen 5-jährigen Sohn. Ich bin zu 50% alleinerziehend, vielleicht also auch eher getrennt erziehend. Das bringe ich mit etwa 35h Arbeit und Theorieveranstaltungen für eine Weiterbildung unter einen Hut.

Wie lange bist du schon Mutter*?
Seit 5 Jahren bin ich Mutter.

Was ist für dich Familie? Was ist für dich Elternschaft?
Familie ist das Netzwerk, was sich verlässlich und überdauernd anfühlt. Das können Verwandte, langjährige Freunde oder Partner sein. Keine dieser Kategorien muss Familie bedeuten, jede kann es aber. Elternschaft verstehe ich als die engste Bindung, jedenfalls wenn die Kinder noch klein sind. Es ist aus meiner Sicht auch die wichtigste Bindung für das Kind, die Prototyp-Bindung, auf der dann vieles aufbaut. In der Elternschaft sind Eltern und Kinder keine völlig trennbaren Individuen mehr, und es besteht eine einseitige Verantwortung der Eltern die Bedürfnisse aller auf dem Schirm zu haben und angemessen zu regulieren – ohne dass einer unter die Räder kommt.

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Wieviel Vater ist in eurem Leben?
Im Leben meines Sohnes gibt es zu 50% Vater, der viel Verantwortung übernimmt und bei Bedarf immer da ist. Dass es für ihn kaum etwas anderes gibt, als seinen Sohn, war für die Beziehung zwischen uns der Knackpunkt, die aktuelle Situation wird dadurch aber wesentlich erleichtert.

(Wie) unterstützt er euch?
Er übernimmt 50% der Betreuungszeit, große Teile der Kiga-Ferien (>50%) und die allermeisten Kosten für meinen Sohn, weil er wesentlich mehr verdient.  

Wer unterstützt euch?
Konkrete Unterstützung erlebe ich nur durch den Vater und den Kindergarten. Ansonsten erlebe ich aber auch Freunde mit Kindern entlastend, mit denen man Playdates veranstalten kann, bei denen die Kinder und die Erwachsenen sich jeweils untereinander beschäftigen können. Die Freunde ohne Kinder sind vor allem dafür gut, mein individuelles „Ich“ ohne Kind pflegen und ausleben zu können. (Über mich und meine eigene Person zu sprechen, ohne die ganze Zeit das Thema Kind im Nebensatz unterzubringen, muss ich bei Freunden mit Kindern noch üben. Andersherum wage ich oft kaum, meine kinderlosen Freunde mit dem Thema Kind zu behelligen. Das verstärkt die Trennung zwischen Leben mit und Leben ohne Kind noch.) Meine Schwestern (mit insgesamt 3 Kindern) leben in einer anderen Stadt, so dass sich der Kontakt eher sporadisch, dafür dann aber tragfähig und unterstützend gestaltet. Mein Partner hat mit meinem Leben mit Kind (noch) nicht viel zu tun, ist aber da und stärkt mir den Rücken.

Wie sieht eure finanzielle Situation aus?
Ich bekomme bis April noch Trennungsunterhalt, danach arbeite ich mehr und kann mich gerade so selbst halten. Ich mache eine kostenpflichtige Weiterbildung, die mir Zeit zum Arbeiten und Geld nimmt – bisher plane ich aber, sie nach Zeitplan weiter durchzuziehen. Die letzten 1,5 Jahre seit der Trennung waren eine Zeit der schrittweisen finanziellen Loslösung, der Unterhalt wurde in Absprache quasi ausgeschlichen. Mein Ex war da sehr kooperativ und ich motiviert, auf eigenen Füßen zu stehen. So ist das insgesamt für alle einigermaßen erträglich gelaufen.

Beschreibe doch einmal euren Alltag, einen ganz gewöhnlichen Wochentag z.B., (ohne Vater) bitte:
Wenn mein Sohn bei mir ist, beginnt der Tag meist mit Sohns früher Fitness. In der Winterzeit steht er i.d.R. zwischen 4 und 5 auf, in der Sommerzeit eine Stunde später. Er spielt dann, bis mein Wecker klingelt und ich kann oft tatsächlich nochmal schlafen. Er geht allein aufs Klo, spielt Lego und macht sich bei Bedarf über die Obstschüssel oder Salzstangen her. Da habe ich keinen Ehrgeiz mehr, sofort mit einem „richtigen“ Frühstück neben ihm zu stehen. Um 6 klingelt mein Wecker, was gleich mit „Du hast genug geschlafen! Wir müssen frühstücken!“ kommentiert wird. Sohn isst dann z.B. Müsli, was schon mal 45 Minuten dauern kann. Ich dusche und mache mich fertig. Dann ist er dran, er braucht noch viel Unterstützung beim Anziehen und beim bei-der-Sache-bleiben, wenn wir den Tag nicht mit einem Wutanfall auf beiden Seiten beginnen wollen. Ich bringe ihn in den 10 Minuten entfernten Kindergarten, was meist sehr unkomliziert ist. Ich kläre ihn ein letztes Mal darüber auf, wer ihn abholt und ggf. wann wir uns wieder sehen. Wenn er nachmittags bei mir ist, muss ich ihn um 14:00 abholen. Zur Zeit steht erst Mal Klamotten wechseln an, weil er es mit den Matschklamotten zu umständlich findet, auf die Toilette zu gehen, wenn er muss… Dann gehen wir Einkaufen und fahren nach Hause oder wir gehen zum Bouldern, da ist er seit ein paar Wochen in der Kindergruppe, so dass ich auch öfter dazu komme. Ich bemühe mich, ihn danach wach nach Hause zu bekommen, damit er wenigstens bis 7 durchhält. Wenn wir zu Hause bleiben, kann es recht entspannt sein, wenn er viel Lego spielt und wir inselweise Geschichten lesen oder uns über Lego unterhalten. Dann arbeite oder putze ich zwischendrin. Manchmal bin ich aber auch so müde, dass ich die Minuten bis zum Feierabend zähle.

Es gibt Abendbrot – da Sohn im Kiga warm isst, habe ich keinen großen Anspruch an das Abendessen. Noch eine Runde Lego und dann mache ich ihn bettfertig. Er geht gerne ins Bett und braucht meist nur wenige Minuten zum Einschlafen. Danach habe ich noch 2 bis 3 Stunden für mich, die ich mit Serien oder Telefonieren verbringe. Die Abende, an denen er bei mir ist, empfinde ich als recht einsam.

Er schläft 4x/Woche bei mir, ab Mai 3x/Woche. An den anderen Abenden bin ich unterwegs oder mit meinem Freund zusammen.

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Was ist schwer?
Die Wutanfälle, die episodenweise täglich auftreten. Ich kann mich dann schlecht abgrenzen und schreie oft irgendwann mit. Ansonsten ist der sehr durchgetaktete Alltag anstrengend. Die Alternative, mehr zu Hause zu sitzen, ist aber auch nicht das Gelbe vom Ei, weil ich dann so wenig Input bekomme. Ich fühle mich wie gesagt eh relativ einsam, da kommt es nicht in Frage, an den kinderfreien Tagen zur Erholung mehr allein zu bleiben.

Was ist leicht?
Die gute Zusammenarbeit mit dem Vater ermöglicht es mir, ein relativ ausgefülltes eigenes Leben zu haben.

Was/Wer* empowert dich?
Abende mit Freunden oder Partner, die leichten Nachmittage mit Kind, wo ich die Gemeinsamkeit ohne Zeitdruck genießen kann, Gespräche mit anderen, in denen ich ich sein kann.

Denkst du politisch & gesellschaftlich wird genug für Mütter* getan?
Ich habe das Glück, bei einem sehr familienfreundlichen Arbeitgeber gelandet zu sein und die Elternschaft ist fair aufgeteilt. Ich spüre die Diskriminierung von Müttern deswegen kaum am eigenen Leib. In Gesprächen merke ich aber immer wieder, wie viel Wiederstand in einigen Köpfen gegenüber echter Gleichberechtigung besteht. Gleichzeitig sind die Frauen, wenn sie die klassische Rolle einnehmen, oft auf einem einsamen Posten mit viel Verantwortung, wenig Anbindung und wenig Anerkennung. Ich denke, dass mehr getan werden sollte, die Unterschiede zwischen einem Leben mit und ohne Kind aufzuweichen – in Hinblick auf Karriere und Privatleben.

Was fehlt?
Ein Netzwerk, in dem man sich gegenseitig in der Kinderbetreuung unterstützen kann.

Was wünscht du dir von deiner Umwelt?
Ich wünsche mir insbesondere von kinderlosen Freunden, dass sie nicht erwarten, dass Treffen mit ihnen nur in meiner kinderfreien Zeit stattfinden, sondern dass mein Sohn halt mit dazu gehört.

Was wäre für dich persönlich das beste Familienkonzept?
Das versuche ich noch herauszufinden. Vielleicht eine Alleinerziehenden-WG. Da bewegt sich noch viel, in der Suche nach dem weiteren Weg.

Findest du Support im Feminismus?
Nein, leider erlebe ich den Feminismus eher als erhobenen Zeigefinger, der mir sagt, wie ich etwas zu tun habe, um die tradierten Rollenbilder nicht zu füttern. Gleichzeitig frustriert es mich sehr, mich immer wieder mit gesellschaftlichen Missständen zu konfrontieren, gegen die ich direkt nichts tun kann. Also versuche ich für mich – im Kleinen – die Ideale zu leben, die ich habe.

_____________________

#ohneVaeter ist eine Interviewreihe, mit  Eltern_Müttern* jeden Alters, die ihre Kinder (zum größten Teil) ohne Cis-Väter betreuen. Ausführliche Info zu meiner Motivation und wie ihr teilnehmen könnt findet ihr hier und hier.

Beitragsbilder © Anna

 

ohne väter

ohne Väter: Kapitel 8 – Mamamotzt

29. Februar 2016 by frau naijn Keine Kommentare

Stell dich bitte kurz vor:
Ich bin alleinerziehende Dreifachmutter, Ende 30. Die Kinder gingen aus einer längeren Ehe hervor, die inzwischen geschieden wurde.

Wie lange bist du schon Mutter*?
Zusammengezählt seit 35 Jahren. 😉

Was ist für dich Familie? Was ist für dich Elternschaft?
Familie ist von Haus aus bis vor kurzem ein Konstrukt gewesen, das bedingungslos liebt, verzeiht, immer füreinander da ist und füreinander einsteht. Auch vom Ex-Gatten abgesehen hat das Bild leider im letzten Jahr kräftige Risse bekommen.

Elternschaft ist das Kümmern/Bekümmern von Kindern, primär leiblichen Kindern, aber auch sozialen Kindern. Auf Dauer, komme, was mag. 
Elternschaft ist sicher nicht, sich aufzuplustern mit einer wöchentlichen Aktion oder gar noch weniger, wie es derzeit Mode ist (Minister Gabriel bleibt 2,5 Tage zu Hause wg Kind krank etc. …), und den Rest der Zeit wegen „wasauchimmer“ verhindert zu sein.

Wieviel Vater ist in eurem Leben?
Null. Er fühlt sich ins Abseits gedrängt von mir als Alltagselternteil, weil er nicht alles in mundgerechten Häppchen vorgelegt bekommt, was die Kinder betrifft. Er fühlt sich von der Gesellschaft verraten, weil die ihm nur das Silbertablett bereitet, was seine Elternschaft betrifft, wo es für ihn aber das goldene mit Diamantverzierung sein müsste.

Außerdem leidet er auch sehr darunter, immer wieder von den Kindern Abschied nehmen zu müssen nach dem Umgang, unter anderem deswegen gibt es sehr wenig bis keinen Umgang.

(Wie) unterstützt er euch?
Solange er sich nicht meldet, ist es die größte Unterstützung, die wir durch ihn haben können: Ruhe! Alles läuft in funktionierenden, erprobten Bahnen. Sobald er sich meldet, gibt es Stress und Probleme.

Wer unterstützt euch?
Mental das Netz, Twitter vor allem, ohne meinen Account dort und den Austausch hätte ich bereits öfter Mal absolut resigniert. Im Alltag gibt es kaum Unterstützung, eine Mutter bringt manchmal eines der Kinder nach dem Sport nach Hause.

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Wie sieht eure finanzielle Situation aus?
Aktuell leider ganz mau. Ich bin selbständig, habe einige Jahre gepflegt, das war tödlich für’s Geschäft!, und wenn es zur Zeit schlecht läuft, Kunden verspätet zahlen etc., belaufen sich die Einnahmen pro Monat auf 576 Euro Kindergeld. Hoffe, dass das kein Standard wird! Unterhalt möchte der Ex nicht zahlen, er findet, da die Kinder bei mir leben, soll ich auch sehen, wie ich das hinkriege. Die Beistandschaft und die Gerichtsvollzieher hat bis jetzt noch jedesmal austricksen können. Er „kann sich leider nicht motivieren, mehr als den Selbstbehalt zu verdienen“, so bleibt für die Kinder eben nichts.

Beschreibe doch einmal euren Alltag, einen ganz gewöhnlichen Wochentag z.B., (ohne Vater) bitte:
Viertel vor sechs aufstehen, Frühstück für alle, um sieben geht die Mannschaft geschlossen aus dem Haus (so geil, denn jahrelang starteten die Kinder im Halbstundentakt – verschiedene Einrichtungen – und der Morgen zuppelte sich so dahin, ich sah auf der Uhr immer nur meine Arbeitszeit dahinschmelzen und verspannte mich) und ich starte mit Zeitung und Co. in den Arbeitsalltag im Homeoffice. Ab 12 Uhr ist jederzeit damit zu rechnen, dass ein Kind nach Hause kommt, denn trotz (offener) Ganztagsschulen gibt es Stundenausfall etc. Bis 15.30 Uhr kleckern die Kinder wieder heim, mich nervt’s etwas, und nachmittags müssen alle möglichen Dinge von Kieferorthopäde über Elternsprechtage, Sportvereine etc. und natürlich Hausaufgaben erledigt werden.

Teils haben die Kinder bis 20 Uhr Training, dann geht’s nach Hause und irgendwas muss noch in den Bauch. Abendessen. Während die Kinder beim Sport sind, erledige ich die Einkäufe, übe diverse Ehrenämter aus, um die Gesellschaft ein wenig besser zu machen und schaue nach dem Großvater.

Was ist schwer?
Die alleinige Verantwortung zu tragen, und dass ich in unserem Fall mich dann noch rechtfertigen muss, warum der arme Vater nicht mitmacht, nicht zu erreichen ist oder Entscheidungen nicht mitträgt.

Die ewige Existenzangst.

Dass die Tage lang und die Nächte kurz sind.

Keine Pausen.

Was ist leicht?
Die Fröhlichkeit und Unbeschwertheit der Kinder zu genießen. Und so schwer es in der Sache auch manchmal ist, gibt es nichts leichteres, als für die Kinder mein letztes Hemd zu geben, in jeder Hinsicht! 
Wie kann der Vater das z.B. bloß nicht tun? – Well, not my
problem.

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Was/Wer* empowert dich?
Die Hoffnung, dass es besser wird. 😀 Die Kinder werden sicher tolle Menschen, und daran habe ich dann viel Anteil gehabt.

Aktuell habe ich einen neuen Partner, aber die Erfahrung zeigt, dass sich sehr viele Männer sehr schwer tun mit Verantwortung gegenüber Familiensituationen, besonders natürlich, wenn es nicht ihre eigenen Kinder sind. Mir persönlich tut der Partner gut, aber es gibt trotz viel Offenheit so viele Emotions- und Gefühlsgrenzen in Bezug auf die Kinder, dass das Empowerment am Ende doch wieder „nur“ pari ist. 
Kurz: von außen kommt wenig, außer manchmal verständnisvolle Worte anderer Mütter.

Mein Empowerment wäre definitiv mein Brotjob. Aber selbst das wird Alleinerziehenden nicht besonders leicht gemacht.

Denkst du politisch & gesellschaftlich wird genug für Mütter* getan?
Tjaaaa, es gibt ja soviele Regeln und Gesetze, dass man meinen sollte, das reicht aus. Nur: umsetzen lassen sich so viele leider nicht, denn es gibt noch mehr Lücken, um sie zu umgehen.

Was fehlt?
Knallharte Sanktionen für Drückeberger-Eltern! Ich würde am liebsten ein Buch mit den unglaublichsten Ausreden schreiben, wie sich Eltern vor ihrer Verantwortung drücken. Aber das würden viele auch destruktiv gebrauchen, also schreibe ich es doch besser nicht.

Was wäre für dich persönlich das beste Familienkonzept?
Wenn sich mehrere Personen kümmern um die gesamtfamiliären Angelegenheiten, wenn nicht alles auf einer Einzelperson lastet. Egal welche Konstellation die Entität „Familie“ hat.

Wird ja schon besser, sobald die Kinder größer sind, weil jeder Aufgaben übernehmen kann.

Findest du Support im Feminismus?
Ich gestehe: darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. In allem Trubel, der täglich los ist, war es mir (undankbarerweise) noch nicht wichtig genug.


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#ohneVaeter
ist eine Interviewreihe, mit  Eltern_Müttern* jeden Alters, die ihre Kinder (zum größten Teil) ohne Cis-Väter betreuen. Ausführliche Info zu meiner Motivation und wie ihr teilnehmen könnt findet ihr hier und hier.

Beitragsbilder © Mamamotzt

ohne väter

ohne Väter: Kapitel 7 – Carola

25. Februar 2016 by frau naijn 1 Kommentar

 

Stell dich bitte kurz vor:
Ich bin 41 Jahre alt und habe zwei Kinder (4 und 6 Jahre alt)

Wie lange bist du schon Mutter*?
Seit 6 Jahren

Was ist für dich Familie? Was ist für dich Elternschaft?
Familie, das sind für mich Menschen, die zusammen gehören und zusammen halten.

Wieviel Vater ist in eurem Leben?
0,0 Prozent, (leider auch kein Großvater und nur eine Oma)

(Wie) unterstützt er euch?
Leider gar nicht. Er hat sich seit 3 Jahren nicht mehr bei den Kindern blicken lassen.

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Wer unterstützt euch?
liebe Freundinnen, vor allem meine Mutter, ein sehr guter Freund, mein Onkel, eine Babysitterin und alle 14 Tage eine Putzfrau.

Leider wohnt meine gesamte Familie an einem anderen Wohnort, so dass ich im Alltag alles allein managen muss: im Grunde 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Richtig viel Unterstützung im Alltag habe ich also nicht

Wie sieht eure finanzielle Situation aus?
Ich arbeite relativ viel (30 Stunden +X). Durch meine Arbeit, die ich – abgesehen davon, dass es oft zuviel davon gibt- sehr sehr gerne mache, ist zumindest unsere finanzielle Situation relativ entspannt, was aber auch daran liegt, dass wir nicht so viel brauchen und eine sehr günstige Wohnung haben.

Unterhalt bekomme ich leider nicht.

Beschreibe doch einmal euren Alltag, einen ganz gewöhnlichen Wochentag z.B., (ohne Vater) bitte:
Wir stehen zwischen 6:15 und 6:30 Uhr auf. Dann frühstücken wir gemeinsam (immer Müsli). Dann gehe ich im Schweinsgalopp unter die Dusche. Um 7:20 Uhr muss ich meine Tochter  zur Bushaltestelle bringen. Von dort fährt sie alleine zur Schule. Danach flitze ich mit meinem Sohn zur Kita und von da aus direkt ins Büro. Dort wartet meist ein interessanter, aber übervoller Arbeitstag auf mich. Um 15:20 Uhr verlasse ich die Arbeit, um schnell, schnell zur Schule zu düsen und meine Tochter abzuholen, von dort, schnell, schnell zur Kita, meinen Sohn abholen und dann nach Hause.

Ist leider aber nicht immer „Quality Time“: Es gibt sie die tollen, lustigen, schönen Nachmittage, an denen wir spielen, lesen, Quatsch machen, malen, basteln oder (sehr selten, weil alle müde sind) mit Freunden verabredet sind. Es gib aber auch die Nachmittage, an denen ich, in dem Moment, in dem wir zuhause ankommen, ausrechne, wie lange es noch dauert bis die Kinder im Bett sind und froh bin, über jede Minute, in der sie alleine beschäftigt sind. Natürlich sind das auch die Nachmittage, an denen es Zoff gibt und sie sich streiten ohne Ende, quengeln etc. Und ich ärgere mich über mich selbst, dass ich mit den Gedanken nicht da bin, sondern bei dem, was im Büro liegen geblieben ist oder was ich noch erledigen muss, wenn die Kröten endlich im Bett sind.

Zwischen halb sechs und sechs essen wir gemeinsam zu Abend (zum Glück muss ich nicht kochen, weil die Kinder mittags gutes, warmes Essen kriegen; oft bleibt leider meine eigene Ernährung auf der Strecke). Das ist meist eine schöne Zeit, weil die Kinder vom Tag erzählen und eine lustige, weil die beiden viel Unsinn quatschen und machen.

Dann spulen wir ein routiniertes Programm ab: Schlafanzug, Zähneputzen…Und dann kommt für uns alle der gemütliche und entspannte Teil: Ausgiebiges Gute-Nacht-Geschichte lesen. Spätestens um halb acht liegen die Rüben im Bett und ich mache (je nach Bedarf): Aufräumen, Wäsche, Putzen, Rechnungen erledigen, Emails checken, noch was arbeiten, Dinge im Internet bestellen (weil ich im echten Leben kaum zum Einkaufen komme). Wenn es geht telefoniere ich nebenher. Da ich immer alleine bin und nicht allzu oft eine Babysitterin habe, ist das mein Fenster zur Welt.

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Was ist schwer?
Ich bin in der Schwangerschaft „sitzen gelassen“ worden. Die ersten 2-3 Jahre mit zwei kleinen Kindern waren schwer, manchmal war es die Hölle… Ein schreiender Säugling und eine 2,5 jährige sind  eine Herausforderung. Schlimm waren zu Beginn immer die Wochenenden oder die Tage, wenn die Kita zu hatte: Da hatte ich Angst, es nicht zu schaffen. Zumal ich zu der Zeit noch relativ neu in der Stadt war und kaum jemanden kannte, keinen Babysitter hatte und die Familie weit weg wohnt. Schwer war es (und ist es teilweise noch), wenn ein Kind oder beide krank sind, am schlimmsten, wenn es mich selbst erwischt und trotzdem niemand da ist, der mir was abnehmen könnte…Zu alledem kam noch der ermüdende und zermürbende und leider erfolglose Kampf darum den Erzeuger dazu zu kriegen, seine Kinder nicht im Stich zu lassen. Da habe ich richtig Kraft gelassen.

Schwer ist immer noch der Zeitdruck, Kinder und Arbeit unter einen Hut zu kriegen, allen Bedürfnissen gerecht zu werden und angesichts immer länger werdender To-Do-Listen nicht die Nerven zu verlieren und durchzudrehen.

Was ist leicht?
Mittlerweile freue ich mich auf die Wochenenden , weil wir dann autonom als Familie über unsere Zeit verfügen können und Zeit für schöne Dinge haben (und wenn das nur in Ruhe spielen, rumgammeln, gemeinsam kochen oder lesen ist). Wir sind aber auch viel unterwegs, besuchen Freunde, machen Ausflüge und genießen die Zeit zusammen. Richtig leicht fühlt sich noch nicht alles an, aber ich kann sagen: Es ist soooo viel leichter geworden in der letzten Zeit.

Was/Wer* empowert dich?

  • Meine Mutter, von der ich weiß, dass sie immer für die Kinder da ist, wenn ich sie brauche
  • Meine Freundinnen, die ich immer anrufen kann.
  • Austausch, Gespräche mit anderen
  • Tanzen gehen
  • Lesen
  • Und anfangs: eine „Selbsthilfe-Gruppe“ für Alleinerziehende


Denkst du politisch & gesellschaftlich wird genug für Mütter* getan?
Nein, das denke ich nicht. Wir leben nach wie vor mit tradierten Rollenbildern, die Frauen die Hauptlast für die Familie übernehmen lassen, bloß dass zusätzlich noch erwartet wird, dass sie auch im Job „ihren Mann“ stehen. Ich denke auch, dass Alleinerziehende finanziell und steuerlich benachteiligt werden. Das Ehegattensplitting gehört abgeschafft und das Geld umgeschichtet: Ich z.B. bekomme Unterhaltsvorschuss, der hört aber nach sechs Jahren auf. Und dann?

Ich würde auch gerne mehr tun, um die Situation zu ändern, aber leider fehlen mir Zeit und Energie (wie vielen AEZ wahrscheinlich auch).

Was fehlt?
Ich persönlich würde mir mehr männliche Bezugspersonen für meine Kinder wünschen. Dadurch, dass ich viele Mütter und Alleinerziehende kenne (weil ich erst seit Geburt der Kinder in der Stadt bin, habe ich keinen heterogenen, gewachsenen Freundeskreis), sind die Kinder viel von Frauen umgeben (ist ja in Kita und Schule auch so).

Was wünscht du dir von deiner Umwelt?

  • Von (einigen) Familien: dass die Väter nicht immer Reißaus nehmen, wenn ich auftauche.
  • Vom Erzeuger: dass er sich endlich um seine Kinder kümmert (utopisch).
  • Von meinen Freundinnen: dass sie so bleiben, wie sie sind.


Was wä
re für dich persönlich das beste Familienkonzept?
Ich habe kein Familienkonzept (mehr). „Et kütt, wie et kütt“, ich denke alle Familienformen haben Vor- und Nachteile. Im Moment möchte ich mir hier (in unserem Haushalt) keinen Mann mehr vorstellen. Was ich hingegen sehr gerne verwirklichen würde, ist das Wohnen in einem Gemeinschaftsprojekt: möglichst heterogen, möglichst unterschiedliche Menschen mit und ohne Kinder…

Findest du Support im Feminismus?
Ja und nein. Das kommt sehr auf meine Stimmung an. Ich lese viel diesbezüglich. Manchmal fühle ich mich gestärkt, manchmal macht mich das alles so wütend, dass es mich verzweifeln lässt. Auch der Versuch einer gendersensible Erziehung macht das Leben auch nicht gerade leichter in einem Umfeld, wo alle anderen Kinder rollenstereotyp erzogen werden: Barbie, Prinzessin, Ballet und TopModel für die Mädchen, Ninjas, Star Wars, Ritter und Fußball für die Jungen.

Platz für Wichtiges das ich vergessen habe:

„Die Kunst des Lebens besteht darin, im Regen zu tanzen, statt auf die Sonne zu warten.“
Darin bin ich mittlerweile sogar ganz gut 🙂

Insgesamt klingt das, was ich geschrieben habe, vielleicht recht negativ, aber so ist es eigentlich nicht: Im Grunde bin ich froh, zwei so tolle Kinder und einen tollen Job, eine liebe Familie und tolle Freunde zu haben.

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#ohneVaeter
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Beitragsbilder © Carola

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