Mir geht es gut und mir geht es nicht gut. Ich genieße die Sonne, die Zeit mit dem Kind und das neue Buch von Chimamanda Ngozi Adichie verschlinge ich und ich sitze hier und warte auf einen Anruf von meiner Ärztin, den ich nicht will. Ich hab Angst davor und vor der OP, die kommen soll. Ich will meine Ruhe, bin genervt vom Internet und von den meisten Menschen, auch von denen, die eigentlich Freund_innen sind. Einige von Ihnen kennen das schon. Einigen wird das neu sein. Ich hab ein schlechtes Gewissen und es ist mir egal. Ich würde gerne mal wieder verliebt sein und das auch zurückbekommen und ich bin froh alleine zu sein. Ich will umarmt werden und ich will keinen Körperkontakt. Ich will endlich das Studium beenden und ich tue nichts dafür. Ich will schreiben und kann nicht. Ich müsste nach einem Job suchen und mir überlegen wie’s weitergehen soll. Es ist ein Rückzug und am Ende davon steht eine neue depressive Phase oder etwas gutes. oder beides. Ich hab keine Ahnung. Ich genieße die Sonne, die Zeit mit dem Kind und das neue Buch von Chimamanda Ngozi Adichie verschlinge ich.
Das Bundesministeriums für Bildung und Forschung fördert jetzt Kultur. Ja doch! Ehrlich! und weil sie das so toll finden, machen sie gerade ganz viel und groß Werbung dafür (war bestimmt nicht teuer *hust*). „David, 6, geht auf Abenteuerreise. Kultur macht stark. Für große Pläne und das ganze Leben.“ sagt da einPlakat der „Kultur macht stark – Bündnisse für Bildung“ Kampagne . Das Plakat auf dem die weißen Kinderchen mit lustigem Federschmuck zu sehen sind (is auch gar nicht gestellt, wirkt total realistisch *räusper*). Mensch, kulturelle Aneignung und Kolonialdenken um „unsere“ Kinder stark zu machen. Wow. Ich bin beeindruckt…. NICHT. Wird aber noch besser. Und wenn ich besser sage, meine ich natürlich schlimmer. Wenn mensch sich nämlich die dazugehörige Webseite anschaut… Puh. Ich weiß gar nicht.. also ich meine. Nein. Is scheiße. Von vorne bis hinten.
Guckt euch das an:
Der Zugang zu guter Bildung ist ein entscheidender Schlüsselfaktor: für die individuelle Entwicklung eines Menschen, für den Zusammenhalt und die Innovationskraft unserer Gesellschaft und für die Stellung unseres Landes im globalen Wettbewerb. – Aaaaachhh daaaaaarum geht es! globaler Wettbewerb! Ja dann…
Gute Bildung ist nicht allein eine Aufgabe des Staates, sondern der ganzen Gesellschaft. – MUSS ja auch, wenn der Staat nichts mehr tut!!!
Tolle Beispiele haben sie auch, schaut:
Die Kinder machen es den Großen vor: Beim Online-Kinderradio lernen sie vieles, was für das Zusammenleben von Menschen und Völkern notwendig ist: sprachliche und soziale Kompetenzen. – Völker?.. aha. so. so. wilkommen im jahr 19.. ach nee.
Der Ball ist rund und lesen macht Spaß. – extra für Jungs, weil ihr wisst schon, Fußball und so ne?
Und an wen sollen sich diese Projekte richten? Na? Na? Deshalb ist die Gewährleistung guter Bildung für alle Kinder und Jugendlichen – unabhängig von ihrer Herkunft – eine der großen Herausforderungen, vor denen wir heute stehen. (Wobei vllt schenk ich ihnen einen Bonuspunkt dafür, dass sie es schaffen „Migrationshintergrund“ nur ein- bis zweimal zu verwenden.)
Ja, ja diese kulturellen Unterschiede sind schon schlimm. ehmm.. hä? ich dachte die wollen Kultur förder… vergesst es. Ich fasse lieber mal zusammen: Kack Kampagne. Könnt ihr behalten und ich will das Geld zurück was dafür ausgegeben wurde. Oder noch besser. Steckt es doch in die Schulen. Wooooaaaaahhhh. Zu krass die Idee. Zu krass. *lässt das Mic fallen und geht Kopfschüttelnd von der Bühne*
Ich werde gerne gefragt ob das Kind (noch) Kontakt zu ihrem Vater hat. Wir selbst sprechen gar nicht so viel über ihn, aus verschiedensten Gründen. Manchmal macht mir das ein schlechtes Gewissen, denn ich bin eigentlich froh wenn Funkstille ist, aus verschiedensten Gründen. Aber was ist mit ihr? Sie vermisst ihn doch vielleicht und überhaupt…
Wie wichtig sind eigentlich Vaterfiguren für Kinder? Und müssen es wirklich immer Väter, sprich Männer, sein? Schafft ein Mensch es auch auf emotionaler Ebene double-parent zu sein? Braucht es nicht vielleicht doch mindestens eine andere „erwachsene“ Bezugsperson, mit der Kind die Dinge teilen kann, die es vielleicht am Eltern stören, nerven, sorgen, bzw. eine, die die gleichen/ ähnliche Erfahrungen (ge)macht (hat)? und woher soll mensch so eine Bezugsperson mal eben so hernehmen?
Ich könnte hier jetzt ganz viel schreiben. Wollte ich auch. Ich hatte mir einiges an Gedanken gemacht, habe mit Freundinnen gesprochen.. und dann… dann habe ich einfach mal das Kind gefragt und. das. ging. so.:
Wir hatten Knatsch wegen irgendwas. Ich glaube es knallte auch mal wieder eine Tür zu, aber als wir uns beruhigt hatten ging ich hin und wir redeten. Es wurde zu einem Gespräch über Freundschaften, gute Freunde und übers „ich“ sein. Irgendwann fragte ich sie etwas wie: „Hättest du gerne manchmal jemanden mit dem du reden kannst ausser mir? Dem du auch mal erzählen kannst wenn du dich über mich ärgerst?“ – „Ja, aber den seh ich ja so selten.“ An dieser Stelle blieb mir kurz das Herz stehen, denn ich dachte sie würde „Papa“ sagen. Tat sie aber nicht. Sie nannte den Namen ihres besten Freundes* „Dem kann ich Vertrauen.“ Bam. Ich fragte nicht weiter und war froh, dass er* bald wieder näher sein würde.
Am nächsten Tag standen wir in der Küche, ich atmete nochmal tief durch und fragte ob sie ihren Vater vermisst. Sie nickte. Ich fragte weiter. Ob sie weiß, dass sie mir immer Bescheid sagen und ihn anrufen kann? und warum sie selten was sagt. „Ich hab das immer in meinem Kopf aber dann hab ich meistens doch keine Lust mehr.“ Ob sie Angst hat, dass ich dann sauer oder traurig werde? Sie schüttelte den Kopf: „Außerdem kenne ich ja Papas Nummer im Telefon.“