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ohne väter

ohne Väter: Kapitel 7 – Carola

25. Februar 2016 by frau naijn 1 Kommentar

 

Stell dich bitte kurz vor:
Ich bin 41 Jahre alt und habe zwei Kinder (4 und 6 Jahre alt)

Wie lange bist du schon Mutter*?
Seit 6 Jahren

Was ist für dich Familie? Was ist für dich Elternschaft?
Familie, das sind für mich Menschen, die zusammen gehören und zusammen halten.

Wieviel Vater ist in eurem Leben?
0,0 Prozent, (leider auch kein Großvater und nur eine Oma)

(Wie) unterstützt er euch?
Leider gar nicht. Er hat sich seit 3 Jahren nicht mehr bei den Kindern blicken lassen.

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Wer unterstützt euch?
liebe Freundinnen, vor allem meine Mutter, ein sehr guter Freund, mein Onkel, eine Babysitterin und alle 14 Tage eine Putzfrau.

Leider wohnt meine gesamte Familie an einem anderen Wohnort, so dass ich im Alltag alles allein managen muss: im Grunde 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Richtig viel Unterstützung im Alltag habe ich also nicht

Wie sieht eure finanzielle Situation aus?
Ich arbeite relativ viel (30 Stunden +X). Durch meine Arbeit, die ich – abgesehen davon, dass es oft zuviel davon gibt- sehr sehr gerne mache, ist zumindest unsere finanzielle Situation relativ entspannt, was aber auch daran liegt, dass wir nicht so viel brauchen und eine sehr günstige Wohnung haben.

Unterhalt bekomme ich leider nicht.

Beschreibe doch einmal euren Alltag, einen ganz gewöhnlichen Wochentag z.B., (ohne Vater) bitte:
Wir stehen zwischen 6:15 und 6:30 Uhr auf. Dann frühstücken wir gemeinsam (immer Müsli). Dann gehe ich im Schweinsgalopp unter die Dusche. Um 7:20 Uhr muss ich meine Tochter  zur Bushaltestelle bringen. Von dort fährt sie alleine zur Schule. Danach flitze ich mit meinem Sohn zur Kita und von da aus direkt ins Büro. Dort wartet meist ein interessanter, aber übervoller Arbeitstag auf mich. Um 15:20 Uhr verlasse ich die Arbeit, um schnell, schnell zur Schule zu düsen und meine Tochter abzuholen, von dort, schnell, schnell zur Kita, meinen Sohn abholen und dann nach Hause.

Ist leider aber nicht immer „Quality Time“: Es gibt sie die tollen, lustigen, schönen Nachmittage, an denen wir spielen, lesen, Quatsch machen, malen, basteln oder (sehr selten, weil alle müde sind) mit Freunden verabredet sind. Es gib aber auch die Nachmittage, an denen ich, in dem Moment, in dem wir zuhause ankommen, ausrechne, wie lange es noch dauert bis die Kinder im Bett sind und froh bin, über jede Minute, in der sie alleine beschäftigt sind. Natürlich sind das auch die Nachmittage, an denen es Zoff gibt und sie sich streiten ohne Ende, quengeln etc. Und ich ärgere mich über mich selbst, dass ich mit den Gedanken nicht da bin, sondern bei dem, was im Büro liegen geblieben ist oder was ich noch erledigen muss, wenn die Kröten endlich im Bett sind.

Zwischen halb sechs und sechs essen wir gemeinsam zu Abend (zum Glück muss ich nicht kochen, weil die Kinder mittags gutes, warmes Essen kriegen; oft bleibt leider meine eigene Ernährung auf der Strecke). Das ist meist eine schöne Zeit, weil die Kinder vom Tag erzählen und eine lustige, weil die beiden viel Unsinn quatschen und machen.

Dann spulen wir ein routiniertes Programm ab: Schlafanzug, Zähneputzen…Und dann kommt für uns alle der gemütliche und entspannte Teil: Ausgiebiges Gute-Nacht-Geschichte lesen. Spätestens um halb acht liegen die Rüben im Bett und ich mache (je nach Bedarf): Aufräumen, Wäsche, Putzen, Rechnungen erledigen, Emails checken, noch was arbeiten, Dinge im Internet bestellen (weil ich im echten Leben kaum zum Einkaufen komme). Wenn es geht telefoniere ich nebenher. Da ich immer alleine bin und nicht allzu oft eine Babysitterin habe, ist das mein Fenster zur Welt.

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Was ist schwer?
Ich bin in der Schwangerschaft „sitzen gelassen“ worden. Die ersten 2-3 Jahre mit zwei kleinen Kindern waren schwer, manchmal war es die Hölle… Ein schreiender Säugling und eine 2,5 jährige sind  eine Herausforderung. Schlimm waren zu Beginn immer die Wochenenden oder die Tage, wenn die Kita zu hatte: Da hatte ich Angst, es nicht zu schaffen. Zumal ich zu der Zeit noch relativ neu in der Stadt war und kaum jemanden kannte, keinen Babysitter hatte und die Familie weit weg wohnt. Schwer war es (und ist es teilweise noch), wenn ein Kind oder beide krank sind, am schlimmsten, wenn es mich selbst erwischt und trotzdem niemand da ist, der mir was abnehmen könnte…Zu alledem kam noch der ermüdende und zermürbende und leider erfolglose Kampf darum den Erzeuger dazu zu kriegen, seine Kinder nicht im Stich zu lassen. Da habe ich richtig Kraft gelassen.

Schwer ist immer noch der Zeitdruck, Kinder und Arbeit unter einen Hut zu kriegen, allen Bedürfnissen gerecht zu werden und angesichts immer länger werdender To-Do-Listen nicht die Nerven zu verlieren und durchzudrehen.

Was ist leicht?
Mittlerweile freue ich mich auf die Wochenenden , weil wir dann autonom als Familie über unsere Zeit verfügen können und Zeit für schöne Dinge haben (und wenn das nur in Ruhe spielen, rumgammeln, gemeinsam kochen oder lesen ist). Wir sind aber auch viel unterwegs, besuchen Freunde, machen Ausflüge und genießen die Zeit zusammen. Richtig leicht fühlt sich noch nicht alles an, aber ich kann sagen: Es ist soooo viel leichter geworden in der letzten Zeit.

Was/Wer* empowert dich?

  • Meine Mutter, von der ich weiß, dass sie immer für die Kinder da ist, wenn ich sie brauche
  • Meine Freundinnen, die ich immer anrufen kann.
  • Austausch, Gespräche mit anderen
  • Tanzen gehen
  • Lesen
  • Und anfangs: eine „Selbsthilfe-Gruppe“ für Alleinerziehende


Denkst du politisch & gesellschaftlich wird genug für Mütter* getan?
Nein, das denke ich nicht. Wir leben nach wie vor mit tradierten Rollenbildern, die Frauen die Hauptlast für die Familie übernehmen lassen, bloß dass zusätzlich noch erwartet wird, dass sie auch im Job „ihren Mann“ stehen. Ich denke auch, dass Alleinerziehende finanziell und steuerlich benachteiligt werden. Das Ehegattensplitting gehört abgeschafft und das Geld umgeschichtet: Ich z.B. bekomme Unterhaltsvorschuss, der hört aber nach sechs Jahren auf. Und dann?

Ich würde auch gerne mehr tun, um die Situation zu ändern, aber leider fehlen mir Zeit und Energie (wie vielen AEZ wahrscheinlich auch).

Was fehlt?
Ich persönlich würde mir mehr männliche Bezugspersonen für meine Kinder wünschen. Dadurch, dass ich viele Mütter und Alleinerziehende kenne (weil ich erst seit Geburt der Kinder in der Stadt bin, habe ich keinen heterogenen, gewachsenen Freundeskreis), sind die Kinder viel von Frauen umgeben (ist ja in Kita und Schule auch so).

Was wünscht du dir von deiner Umwelt?

  • Von (einigen) Familien: dass die Väter nicht immer Reißaus nehmen, wenn ich auftauche.
  • Vom Erzeuger: dass er sich endlich um seine Kinder kümmert (utopisch).
  • Von meinen Freundinnen: dass sie so bleiben, wie sie sind.


Was wä
re für dich persönlich das beste Familienkonzept?
Ich habe kein Familienkonzept (mehr). „Et kütt, wie et kütt“, ich denke alle Familienformen haben Vor- und Nachteile. Im Moment möchte ich mir hier (in unserem Haushalt) keinen Mann mehr vorstellen. Was ich hingegen sehr gerne verwirklichen würde, ist das Wohnen in einem Gemeinschaftsprojekt: möglichst heterogen, möglichst unterschiedliche Menschen mit und ohne Kinder…

Findest du Support im Feminismus?
Ja und nein. Das kommt sehr auf meine Stimmung an. Ich lese viel diesbezüglich. Manchmal fühle ich mich gestärkt, manchmal macht mich das alles so wütend, dass es mich verzweifeln lässt. Auch der Versuch einer gendersensible Erziehung macht das Leben auch nicht gerade leichter in einem Umfeld, wo alle anderen Kinder rollenstereotyp erzogen werden: Barbie, Prinzessin, Ballet und TopModel für die Mädchen, Ninjas, Star Wars, Ritter und Fußball für die Jungen.

Platz für Wichtiges das ich vergessen habe:

„Die Kunst des Lebens besteht darin, im Regen zu tanzen, statt auf die Sonne zu warten.“
Darin bin ich mittlerweile sogar ganz gut 🙂

Insgesamt klingt das, was ich geschrieben habe, vielleicht recht negativ, aber so ist es eigentlich nicht: Im Grunde bin ich froh, zwei so tolle Kinder und einen tollen Job, eine liebe Familie und tolle Freunde zu haben.

_____________________

#ohneVaeter
ist eine Interviewreihe, mit  Eltern_Müttern* jeden Alters, die ihre Kinder (zum größten Teil) ohne Cis-Väter betreuen. Ausführliche Info zu meiner Motivation und wie ihr teilnehmen könnt findet ihr hier und hier.

Beitragsbilder © Carola

ohne väter

ohne Väter: Kapitel 6 – Kristine

22. Februar 2016 by frau naijn Keine Kommentare

Stell dich bitte kurz vor:
Ich bin gerade 40 Jahre alt geworden. Ich hatte, besonders in den letzten 10 Jahren ein sehr bewegtes Leben, in dem ich viel gereist bin und viel Neues ausprobiert habe, sei es beruflich oder privat. Nach einer beruflichen Auszeit und einer wahnsinnig tollen 7-monatigen Reise quer durch Südamerika, habe ich seit Ende 2009 in Perú gelebt und gearbeitet. Nach der Trennung von meinem Noch-Mann Anfang 2015 bin ich Ende April 2015 mit meiner Tochter wieder nach Deutschland zurückgekehrt, wo ich wieder in meiner alten Heimat, dem Ruhrgebiet lebe.

Wie lange bist du schon Mutter*?
Meinte Tochter wurde im April 2014 geboren. Sie ist mein einziges Kind.



Was ist für dich Familie? Was ist für dich Elternschaft?
Familie ist sehr wichtig für mich – ein Rückhalt, auf den ich mich in guten wie in schlechten Zeit verlassen kann, bedingungslose Liebe. Meine Familie sind für mich in erster Linie meine Tochter, meine Mutter und mein Bruder. Mein Vater ist gestorben als ich noch ein Teenager war. Seit ich selber Mutter bin, ist meine Familie noch wichtiger für mich geworden. Nach der Geburt meiner Tochter, die in Perú zur Welt kam, war es für mich sehr schwierig, dass meine Familie so weit weg war.

Elternschaft ist für mich eine wahnsinnig verantwortungsvolle Lebensaufgabe. Auch als ich mit meinem Noch-Mann noch zusammen war, habe ich für Vieles alleine die Verantwortung übernommen. Dass meine Tochter in meinem Leben ist, ist eine unbeschreibliche Bereicherung, aber es ist wohl auch die anspruchsvollste Aufgabe, die ich je hatte. Ich möchte, dass es ihr an nichts fehlt und gebe ihr all meine Liebe und möchte sie vor allem schlechten beschützen – dafür stelle ich meine eigenen Bedürfnisse erst mal ganz weit nach hinten.

Wieviel Vater ist in eurem Leben?
Der Vater meiner Tochter lebt nach wie vor in Perú, ist also physisch seit Ende April 2015 kein Teil unseres Lebens. Meiner Tochter zuliebe telefonieren wir mindestens jeden zweiten Tag mit ihm über Skype oder ich schicke Fotos.

(Wie) unterstützt er euch?
Gar nicht. Er zahlt keinen Unterhalt. Für mich selber ist der Kontakt mit ihm einfach nur eine riesengroße Belastung.

Wer unterstützt euch?
Meine ganze Familie unterstützt mich sehr. Meine Tochter und ich wohnen seit April 2015 bei  meiner Mutter und sie hat uns die ganze Zeit über in jeder Hinsicht, auch finanziell, unterstützt. Ohne sie hätte ich das alles nicht so reibungslos hinbekommen. Auch auf den Rest meiner Familie (Onkel, Tante, Cousinen) kann ich mich verlassen und sie greifen mir beim Umzug etc. unter die Arme und auch einfach dadurch, dass sie immer ein offenes Ohr haben.

Wie sieht eure finanzielle Situation aus?
Mittlerweile wieder ganz gut. Ich habe seit Januar einen neuen Job und mit dem, was ich verdiene plus Kindergeld, kommen wir beide ganz gut über die Runden.

Beschreibe doch einmal euren Alltag, einen ganz gewöhnlichen Wochentag z.B., (ohne Vater) bitte:
Wir stehen morgens um kurz vor 6 auf, machen uns fertig, frühstücken schnell – dann laufe ich mit meiner Tochter zur KiTa, von da aus zum Bahnhof und fahre dann mit dem Zug zur Arbeit, wo ich um kurz nach 8 starte. Pro Strecke brauche ich von Tür zu Tür 1 Stunde. Ich arbeite 6 Stunden pro Tag. Mittags hole ich meine Tochter von der Betreuung ab. Dann essen wir zu Hause etwas und spielen, lesen oder gehen bei schönem Wetter nach draussen. Kurz vorm Schlafengehen telefonieren wir fast jeden Abend ca. 15 Minuten mit dem Vater meiner Tochter. Gegen 19 Uhr bringe ich meine Tochter ins Bett. Oft bin ich so geschafft, dass ich einfach mit ihr einschlafe. Ansonsten arbeite ich aber auch oft noch abends am PC, wenn ich etwas im Büro nicht geschafft habe. Ich empfinde unseren Alltag momentan als sehr anstrengend, weil ich kaum Zeit für mich habe – ich hoffe aber, dass sich das ändert, wenn sich alles etwas besser eingespielt hat.

Was ist schwer?
Wie oben schon erwähnt, ist der Kontakt zu meinem Noch-Mann extrem schwierig. Ich habe mich aus guten Gründen von diesem Menschen getrennt und bin seit über einem Jahr permanenten Beschimpfungen und Anschuldigungen sowie Manipulations- und Einschüchterungsversuchen ausgesetzt. Jegliche Kooperationsversuche meinerseits scheitern. Sich selbst sieht er in der Opferrolle und ich bin generell der Sündenbock für alles. Ich habe gemerkt, dass es überhaupt nichts bringt, zu erklären oder mich zu rechtfertigen. Aus diesem Grund habe ich die Kommunikation nur noch auf das Allernötigste beschränkt. Er hat jetzt angemerkt, dass er bald für drei Monate nach Deutschland kommen will und seine Vaterrechte voll ausschöpfen möchte. Das macht mir Angst. Ich finde es wichtig, dass meine  Tochter Kontakt zu ihrem Vater hat und würde es auch immer unterstützen (unabhängig von dem, was ich denke), aber die verbale Aggression mir gegenüber ist dermaßen ausgeartet, dass ich große Bedenken habe, wie das überhaupt laufen soll. Die ganze Situation ist eine große psychische Belastung für mich.

Schwer finde ich auch, dass ich oft das Gefühl habe, mich zerreissen zu müssen. Ich arbeite zwar nur 30 Stunden die Woche, von mir wird aber genauso viel erwartet, als wenn ich Vollzeit arbeite. Ich habe dann ein schlechtes Gewissen, wenn ich mittags, wenn ich mit meiner Tochter spiele, die Gedanken an die Arbeit nicht einfach abschalten kann.

Da ich funktionieren muss, damit unser Alltag läuft, schlucke ich vieles einfach runter. In ruhigen Momenten überkommt mich manchmal eine Mischung aus unbändiger Wut, unbeschreiblicher Traurigkeit und Verzweiflung. Es ist auch Angst, die Dinge vielleicht irgendwann nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Das zeige ich nach außen aber nicht.

Was ist leicht?
So problematisch der Kontakt mit meinen Noch-Mann auch ist, so hat sich vieles andere irgendwie wie von selbst gefügt…innerhalb kurzer Zeit habe ich einen Betreuungsplatz für meine Tochter, einen neuen Job und eine Wohnung gefunden. Das lief definitiv besser als ich dachte.

 Was/Wer* empowert dich?

  • Wenn ich sehe, dass meine Tochter so ein aufgewecktes und aufgeschlossenes kleines Mädchen ist, und wie sie aus vollem Herzen lacht und Quatsch macht, geht es mir gut und ich denke, dass ich es richtig mache
  • Wenn ich Zeit für mich habe und Dinge so machen kann, wie ICH es möchte, in meinem Rhythmus
  • Gespräche mit Freunden, bei denen es mal nicht um Kinder geht
  • Der Gedanke daran, dass ich aus dieser ganzen bescheidenen Situation irgendwann in der Zukunft mal als extrem gestärkte Frau hervorgehen werde – Menschen begegnet man nicht ohne Grund. Das ist dann wohl meine Lernaufgabe. Ich merke jetzt, wie ich einen Kämpfergeist und eine Entschlossenheit entwickele, die ich früher nicht hatte. Ich glaube an den Satz: Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.


Denkst du politisch & gesellschaftlich wird genug für Mütter* getan?
Nein, es muss sicherlich viel mehr getan werden, aber ich habe sechs Jahre in einem Land gelebt, wo es null Unterstützung vom Staat für Mütter gibt – deshalb möchte ich auch nicht rumnörgeln.

Was fehlt?

  • Mehr Flexibilität im Job – wenn ich einen Teil meiner Arbeit im Home Office erledigen könnte, würde ich mehr schaffen, würde mich einen langen Fahrtweg sparen und wäre sicher weniger gestresst.
  • Die gesellschaftliche Anerkennung, dass psychische Gewalt von Seiten des Partners genauso schlimm sein kann wie körperliche Gewalt.
  • Mir selbst fehlt definitiv Zeit für mich.

Was wünscht du dir von deiner Umwelt?
Vom Jugendamt wünsche ich mir Verständnis für meine Situation und meine Ängste und konstruktive Lösungsmöglichkeiten im Interesse meiner Tochter.

Was wäre für dich persönlich das beste Familienkonzept?
Ich habe kein ideales Familienkonzept. Nach meinen Erfahrungen mit meinem Noch-Mann möchte ich auch erst mal laaange Zeit überhaupt nichts wissen von einer neuen Beziehung. Es sind Wunden entstanden, die erst mal heilen müssen. Ich möchte mir erst mal einfach nur auf meine Tochter und meine eigenen Bedürfnisse konzentrieren. Gewünscht hätte ich mir, dass wir nach der Trennung einfach im Interesse unserer Tochter wie normale Menschen miteinander umgehen können.

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#ohneVaeter ist eine Interviewreihe, mit  Eltern_Müttern* jeden Alters, die ihre Kinder (zum größten Teil) ohne Cis-Väter betreuen. Ausführliche Info zu meiner Motivation und wie ihr teilnehmen könnt findet ihr hier und hier.

Beitragsbilder © Kristine

ohne väter

ohne Väter: Kapitel 5 – Lina

18. Februar 2016 by frau naijn 1 Kommentar

Stell dich bitte kurz vor:
(1)Wenn ich durch meine Umwelt gehe, bemerke ich, dass ich junge _Mutter bin. Mein Kind ist das erste in meinem Freund_innenkreis. Ich bin Lina…

Wie lange bist du schon Mutter*?
(2)…und seit 4 Jahren _Mutter zwischen Studium und Arbeit.

Was ist für dich Familie? Was ist für dich Elternschaft
(3) //How They Do Where We From

_Mutterschaft ist für mich Treibstoff von Familie, ich bin Kind einer alleinerziehenden Mutter. – Das ist mehr Erfahrung, denn Ideologie.

Mein Vater hat mich schlecht behandelt; 3 von 4 Malen versetzte er mich – ohne Nachricht. Oft kamen Tage später fadenscheinige Entschuldigungen.

Das macht was mit dir als Kind. Es zerreist dich, jede Minute die nach der Verabredungszeit vergeht ohne ein Klingeln. Nach 10 Minuten die unsicheren Blicke an meine Mutter gerichtet, nach 15 Minuten das langsame Anlaufen des Alternativprogramms, das sie stets aus dem Ärmel zu schütteln vermochte und nach 30 Minuten doch Rotz und Wasser heulend in ihrem Arm. Wie choreographiert.

Bilanziert hat er mir viele Schmerzen bereitet und ich könnte nicht mal sagen, wann wir wirklich Spaß gehabt hätten. Er ist einer der _Väter, der sich unrecht behandelt fühlt, gar noch in eine Vaterrechtsgruppe gehen würde. Und zu allem Überfluss seine zweite Familie dem neuerlich aussetzt.

Ich habe meiner Mutter im Stillen oft vorgeworfen, dass sie ihm immer wieder die Möglichkeit dazu gegeben hat.

Heute weiß ich aus eigenem Erfahren, was für Kräfte auf _Mütter in dieser Situation einwirken, eigene Empfindungen, die Mär von der Notwenigkeit eines sozialen Vaters idealerweise in Form des _Erzeugers, vielleicht finanzielle Not und zu allererst der Wunsch, dem Kind alle Möglichkeiten offen zu halten: auch im Kontakt zum _ihm.

Und genau das ist Elterschaft, ein Balanceakt, in dem mensch das Kind und dessen Wohlergehen immer wieder über das eigene stellt; vorausschauend und liebevoll handelt. In dem das Kind nicht nur episodenhaft Teil des eigenen Handels und Empfinden ist, sondern als Konstante.

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Wieviel Vater ist in eurem Leben?
(Wie) unterstützt er euch?
(4) //Much Too Much Too Much

Es ist sicher mehr Vater in unserem Leben, als ich mir wünschen würde, wenn gleich ausbleibender Unterhalt, Vergewaltigungs- und Morddrohungen, die polizeilich lapidar unter „Nachstellung“ gefasst werden, wohl nicht Unterstützung genannt werden kann, im Gegenteil ist unser Leben ungleich schwerer als wären wir nur mit der _Vaterleere konfrontiert.

Wer unterstützt euch?
(5) //This is Family Buisness

Familiäre Unterstützung ist solitär. In meinem konkreten Fall jedoch, als Einzelkind, einer alleinerziehenden Mutter und mit weggebrochener väterlicher Seite aus 2 Generationen heißt das, dass von 4 potenziellen Großeltern 1 übrig bleibt. Diese ist – gerade doppelt so alt wie ich – in Vollbeschäftigung.

Ich bin schlecht darin, um Hilfe zu bitten, was auch an dem erweiterten Anforderungskatalog liegt, der Alleinerziehenden auferlegt wird. Das Gefühl noch mehr Zeit nicht mit meinem Kind zu verbringen, wo ich weiß, dass es bereits seine Grenzen erreicht hat, hält mich ebenso zurück.

Wie sieht eure finanzielle Situation aus?
(6) //How Bizzare

Wir leben zu zweit unter dem Hartz 4 Niveau einer Person. Von Ämtern erhalte ich Antwortschreiben á la „Sie müssen darlegen, wovon sie leben. Ihr Leben ist nicht plausibel. Bis dahin können wir ihnen nichts zahlen.“ Wenn ich mein Studium aufgäbe, würde ich mehr Geld für uns haben, mir mehr zustehen, müsste keine Schulden mehr machen; ich würde allerdings das wage Versprechen verlieren, dass ich unsere Situation auf lange Sicht verbessern kann. Ich. Denn außer mir ist nichts. Wird nichts.

Harte Zahlen:
Ich habe nur 4 laufende Posten

  • Miete
  • Krankenkasse
  • Strom
  • Telefon

auf niedrigem Niveau. Sind sie bezahlt, bleiben 120 Euro für uns zu zweit.

Davon benötige ich schon mal 25 Euro für eine Creme, die das Kind monatlich braucht, aber nicht von der Krankenkasse getragen wird. Alles Übrige muss dann für Lebensmittel von zwei Menschen, Essenspauschale des Kindergartens, Waschmittel etc, und nicht zuletzt Kleidung für ein schnell wachsendes Kind genügen und ichweißdochauchnicht.

Beschreibe doch einmal euren Alltag, einen ganz gewöhnlichen Wochentag z.B., (ohne Vater) bitte:
(7) //Everyday I’m Husteling

Dienstag. Wir stehen auf, spielen ein wenig gemeinsam, weil die Zeit es zulässt, essen -meist warm; das mache ich hauptsächlich für mich. Nach dem Frühstück brechen wir auf in den Kindergarten. In der Nacht davor habe ich bereits Unterlagen sortiert, um gleich von dort aus zu einem Amt gehen zu können. Sie wollen Belege vom anderen Amt, die wiederum von den Belegen von ihnen abhängen. Keine_r will anfangen. (Mehrere Schriftstücke werde ich an folgenden Amtstagen hin und her tragen, nach 3 Monaten wird eine_r anfangen. Da wird bereits ein Antragzeitraum schon bald wieder auslaufen und muss neu beantragt werden. Es beginnt von vorn. Sisyphos.) Auf dem Weg beschäftigen mich Telefonate, wenn ich endlich 13 Uhr in der Universität ankomme, bleiben mir noch 3 Stunden, um zu studieren, nicht mal die Hälfte von 8 angesetzten. Veranstaltungen nach 16:30 kann ich nicht wahrnehmen, zumindest nicht ohne Geld für eine Betreuung aufzubringen, wo wir wieder einen Punkt weiter oben sind.

Mein Kind so spät abzuholen, fühlt sich schlecht an. Nicht, weil es sich andere von mir wünschen, sondern weil es sich das Kind wünscht. Ich kann nicht alternieren mit einem weiteren Elternteil, also lasse ich hin und wieder Arbeit liegen, die ich nicht mehr aufholen werde, damit er wenigsten ein bisschen mehr hat. Es stellt sich täglich wieder die Frage, ob ich an unserer Zukunft oder unserer Gegenwart sparen soll. An meinem Schlaf, meiner Gesundheit, meinem Kind? Nicht meinem Kind. Gemeinsam gehen wir dann noch einkaufen, erledigen den Haushalt – in jeder Aufgabe, die erledigt werden muss, versteckt sich ein Spiel, wir müssen es nur finden. Wenn wir nach Hause kommen, schaffen wir es noch in Ruhe zu essen, bevor das Sandmännchen lockt. Danach können wir noch basteln, Lego stapeln, Bärchen bekochen. Mein Kind schläft spät, ich glaube so holt es sich Zeit mit mir. Zeit, die wir genießen. Wenn es lieb war, bekommt es am Abend eine zweite Geischichte. Ein Wunder, dass es trotz all der gähnend ausgesprochenen Worte noch versteht, worum es geht. Hihi. Um halb zehn, schläft es. Häufig schlafe ich dann auch neben seinem Bett auf dem Boden ein.

Wenn ich aufwache, weil mir zu kalt wird, erledige ich schnell noch ein paar Dinge für den nächsten Tag, denn der kommt schneller als mir lieb wäre.

Was ist schwer?
Was ist leicht?
(8) I Know You’re Fed Up Ladies But Keep Ya Head Up

Cissexism ist schwer. Als non binary trans _Mutter, muss ich mich oft zurücknehmen und schweige, weil ich nicht weiß, auf welchen Boden ein Coming-out trifft. Lebe mit Misgendering aller orten, weil möglicherweise nicht ich, sondern mein Kind Konsequenzen daraus erfahren wird. Überhaupt ist politische Arbeit massiv eingeschränkt. Wenn Dinge stattfinden, kann ich idR nicht, dann sind wir zu zweit und ich möchte mein Kind nicht zu Veranstaltungen (auch am Wochenende) oder auch privaten Treffen zerren, auf denen wir dann ohnehin nur allein in einer Ecke spielen und das noch unter der Beobachtung der anderen. Das kann ich zu Hause entspannter haben.

Zumindest kann ich meine Pläne anpassen ohne Absprachen treffen zu müssen, das immerhin ist leicht.

 Was/Wer* empowert dich?
(9) // I Wouldn’t Want To Be Anybody Else

Der Umstand, dass ich meine Mutter als Alleinerziehende von Anfang an erlebt habe und meine Kindheit trotz Entbehrungen gut war, gibt mir Zuversicht, dass ich das auch für mein Kind gestalten kann.

Denkst du politisch & gesellschaftlich wird genug für Mütter* getan?
(10) //I Give A Holler To My Sisters On Welfare

Das Amt ist ein verheirateter Mann. Genau wie der sichtbare Teil der Gesellschaft.

Dazu nur ein praxisnahes Besipiel: Wenn ich als _Alleinerziehende (und 9 von 10 sind keine Väter) meine Regelstudienzeit überziehe, kann ich zwar mehr Urlaubssemester nehmen, in diesen aber keine Prüfungsleistungen erbringen, wenn ich zumindest Hartz 4 erhalten, also finanziell auf niedrigstem Niveau leben möchte. Erbringe ich Prüfungsleistungen, was ich als _Alleinerziehende ja muss, um den Stoff in der kurzen Betreuungszeit unterzubringen, so erhalte ich keine Leistungen, weder Bafög, noch Harz 4.

Ich hätte mein Studium abrechen müssen. Ich habe mich stattdessen für Schulden entschieden, unwissend, ob ich die wieder loswerden kann. Und selbst wenn der Tag kommt, muss ich ja noch Bafögrückzahlungen und Anwaltskosten, die für das Einklagen des Unterhalts, den das Kind natürlich trotzdem nicht erhält, anfielen, schultern.

Es ist essentiell, Familien, also alles wo Kinder sind, zu fördern, anstelle von Ehen, sonst ziehen _Mütter aller orten den Kürzeren. 

Was fehlt?
(11) //Get Me Bodied

Es fehlt an Vielem. An physischer Sicherheit vor allem. An Zeit. An Geld. An Körperlichkeit, die zumindest in die wage Richtung meiner Bedürfnisse geht. Immerhin, bis jetzt fehlt es dem Kind an nichts. Toi Toi Toi.

(Was auch fehlt: Anerkennung. Oftmals gereicht meine Situation meiner Umwelt als etwas, dass Disabillity Aktivist_innen als Inspiration Porn bezeichnen. Ich bin es satt, als _die gesehen zu werden, _die stark ist, aber _die du nun wirklich nicht beneidest.) 

Was wünschst du dir von deiner Umwelt?
(12) //Where Ain’t Nobody Keep On Holding Us Down

Menschen gehen davon aus, mich allein sehen zu können. Ich weiß nicht, wie das gehen soll? Es gibt keine kinderfreie Zeit für mich außerhalb der Tagespflegezeiten, es gibt keine Vaterwochenenden. So bald mal meine Mutti mit meinem Kind eine Runde dreht, geht diese Zeit in Kompensation liegen gebliebener Aufgaben; existenzieller Aufgaben. Zum Vergleich: Es gibt vllt einen Kinderfreien Abend im halben Jahr. Die letzen dieser Art habe ich in der Hochschule durchgemacht.

Sag doch mal: Wollen wir 3 uns im Zoo treffen, ich zahle den Eintritt. Das könnte klappen. 

Was wäre für dich persönlich das beste Familienkonzept?
(13) //Lay Back And Let The Vibe Just Flow

Ich habe nicht so hart um unser Bestehen gekämpft, um Kompromisse einzugehen. Mit dem Anspruch an mich selbst sind auch Ansprüche an andere gestiegen. Eine zweite erwachsene Person, mit der ich einen Haushalt teile, würde allerdings vieles vereinfachen. Ich suche aber nicht. Offen gesprochen gehe ich davon aus, dass die Dinge so bleiben werden, wie sie sind.

Findest du Support im Feminismus?
(14) //I Think they suck and my friends agree.

Als trans Parent finde ich nicht genug Unterstützung in dem Feminismus, der gerade kleinster gemeinsamer Nenner ist. Was ich aber über den Feminismus gefunden habe: Starke Menschen, die in Situationen wie der meinigen leben und doch überquellen von Support. Das ermutigt mich. Wir ermutigen uns gegenseitig. Feminismus hat mir gleichzeitig viel beigebracht und mir Werkzeug gegeben, für mich aber insbesondere auch für andere einzustehen. Kurzum: FeminisMUSS!

Platz für Wichtiges das ich vergessen habe:
(15) //A Melody I Start But I Will Complete

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#ohneVaeter ist eine Interviewreihe, mit  Eltern_Müttern* jeden Alters, die ihre Kinder (zum größten Teil) ohne Cis-Väter betreuen. Ausführliche Info zu meiner Motivation und wie ihr teilnehmen könnt findet ihr hier und hier.

Beitragsbild © Lina

 

 

 

 

 

 

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